Aktien mit Kredit kaufen – Finger weg!

Aktienboard

Sollte ich einen Kredit aufnehmen, um damit Aktien zu kaufen? In den letzten Jahren wurde durch die Niedrigzinspolitik der EZB der Aktienmarkt für viele Verbraucher wieder interessanter. Neben Aktien waren Immobilien eine der wenigen Geldanlagen, die noch ein paar Prozent Zinsen jährlich erwirtschaften konnten. Die Verlockung ist daher groß, einen Kredit aufzunehmen, um Aktien damit zu kaufen.

Aktien über Darlehen finanzieren: Kann das funktionieren?

Die Idee, Aktien mit einem Kredit zu finanzieren, ist nicht neu und wird immer wieder diskutiert. Ich möchte an dieser Stelle ein paar Rahmenbedingungen vorstellen, wieso sich ein Aktienkauf in der Theorie über einen Kredit lohnen kann.

Zuerst einmal: Es gibt keinen speziellen Kredit für Aktien oder ein ähnliches Produkt. Zumindest sind mir am Kreditmarkt keine seriösen Kreditanbieter bekannt, die sowas finanzieren.

Um Aktien mit einem Kredit zu bezahlen, muss ein Kredit zur freien Verwendung aufgenommen werden. Hier überlässt die Bank dem Kreditnehmer das Geld ohne einen festen Verwendungszweck. Daher kann der Kreditnehmer das Geld in Aktien investieren oder auch damit in den Urlaub fliegen.

Wann lohnt sich der Aktienkauf mit einem Kredit?

Rein mathematisch lohnt sich der Aktienkauf auf Pump nur, wenn die jährliche Rendite am Aktienmarkt höher ausfällt, als die jährlich zu zahlenden Kreditzinsen. Nun hört man fast überall, dass mit einem breit gestreuten ETF oder dem DAX im Schnitt jährlich ca. 7% Rendite erwirtschaftet werden. Ein Kredit zur freien Verfügung kostet aktuell ca. drei bis fünf Prozent Zinsen (effektiv). Man hätte also im Schnitt jährlich eine “sichere Rendite” von ca. 2-3%. In der Praxis sind sieht es jedoch etwas anders aus.

Risiken beim Kauf von Aktien mit einem Kredit

Die Annahmen zur Berechnung sind sehr theoretisch. In der Praxis werden häufig Depotgebühren und Transaktionkosten fällig, die die tatsächlich Rendite weiter senken. Hinzu kommt vor allem das Schwankungsrisiko am Aktienmarkt. Die Märkte sind sehr dynamisch und als normaler Anleger hat man immer Nachteile bzgl. zugänglicher Informationen. Das heißt, die professionellen Anleger und Fondmanager haben einen Informationsvorsprung gegenüber Privatanlegern.

Hinzu kommt, dass die tatsächliche Rendite auch sehr stark vom Anlagehorizont ist. Das heißt, wie lange halte ich meine Aktien oder ETFs. Der Durchschnittswert, mit dem immer geworben wird, beträgt in den meisten Fällen mehrere Jahrzehnte. Ratenkredite zur freien Verwendung haben eine Kreditlaufzeit von max. zehn Jahren, eher kürzer. Kauft man die Aktien in einer schlechten Börsenzeit wie z.B. 2022, dann sinkt der gesamte Markt und man erwirtschtet keine bzw. eine negative Rendite.