Durchschnittliche Kreditsumme für Immobilien steigt 2020 weiter

Haus im Rohbau Zustand

Trotz der zweiten Welle der Corona-Pandemie in Deutschland steigt das Interesse an Immobilien weiter. Das ist mit einem Anstieg der Kreditsummen für Baudarlehen verbunden. Möglich wird das durch günstige Zinsen für die Baufinanzierung.

Steigende Kreditsummen für Baufinanzierung

Der Vorstandsvorsitzende der Dr. Klein Privatkunden AG, Michael Neumann, informiert auf der Grundlage des Dr. Klein Trendindikators Baufinanzierung (DTB) über die Entwicklung der Baufinanzierungen in Deutschland. Trotz der zweiten Corona-Pandemiewelle in Deutschland und deren Auswirkungen auf viele Bereiche wächst das Interesse an Immobilien. Die steigenden Immobilienpreise und die damit verbundenen höheren Nebenkosten schrecken nicht vom Immobilienkauf ab. Die gestiegenen Immobilienpreise führen zu steigenden Darlehenssummen. Die durchschnittliche Darlehenssumme lag im Dezember 2020 bei 300.000 Euro. Das ist ein Anstieg im Vergleich zum November 2020 um durchschnittlich 2.000 Euro. Verglichen mit dem Jahresdurchschnitt sind das 15.000 Euro mehr.

Einen Anreiz für die höheren Darlehenssummen und das wachsende Interesse am Immobilienkauf stellen die niedrigen Zinsen für die Baufinanzierung dar. Darlehen mit Laufzeiten von zehn Jahren werden teilweise bereits für Zinsen von weniger als 0,5 Prozent angeboten. Die Standardrate informiert über die Zinskonditionen und hat mit 373 Euro den bislang niedrigsten Wert erreicht. Sie lag Ende 2018 bei 456 Euro und Ende 2019 bei 389 Euro. Zur Ermittlung der Standardrate werden

  • Kreditsumme von 150.000 Euro
  • Tilgung von 2 Prozent
  • Beleihungsauslauf von 80 Prozent
  • Zinsbindung von 10 Jahren

angesetzt.

Tilgung etwas geringer als das Jahresmittel

Um das Darlehen zügig zurückzuzahlen und möglichst schnell wieder schuldenfrei zu sein, kommt es auf eine hohe Tilgung an. Sie ist umso wichtiger, je niedriger der Zinssatz ist. Mit einer hohen Tilgung sinken die Gesamtkosten für die Baufinanzierung. Kreditnehmer können die anfänglich hohe Summe reduzieren. Gegenwärtig entscheiden sich die Darlehensnehmer bei einer Baufinanzierung für eine Tilgung von durchschnittlich 2,77 Prozent. Das liegt geringfügig unter dem Jahresdurchschnitt von 2020, der 2,83 Prozent beträgt. Der aktuelle Tilgungssatz liegt immer noch innerhalb der Empfehlung für eine Tilgung von mindestens 2 Prozent, aber möglichst 3 Prozent.

Mehr als 80 Prozent Beleihungsauslauf

Der Beleihungsauslauf informiert über den fremdfinanzierten Anteil am Beleihungswert einer Immobilie. Er beeinflusst direkt den individuellen Zinssatz. Im April 2020 lag der Beleihungswert bei 82,61 Prozent, während er im November 2020 schon 85,31 Prozent betrug. Im Dezember 2020 war ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vormonat auf 84,77 Prozent zu verzeichnen.
Die Zinsen werden von den Banken zumeist in Fünfer- oder Zehnerschritten angepasst. Günstigere Darlehenszinsen werden gewährt, wenn der Beleihungswert mit 85, 80 oder 75 Prozent angesetzt wird.

Außerordentlich geringer Anteil von Forward-Darlehen

Ähnlich wie die Zinsprognosen ist die Verteilung der Darlehensarten relativ konstant. Mit einem relevanten Anstieg der Zinsen ist in absehbarer Zeit nicht zu rechnen. Anschlussfinanzierer haben daher keinen unmittelbaren Handlungsbedarf und müssen sich keine günstigen Zinsen für die Anschlussfinanzierung mit einem Forward-Darlehen sichern. Mit aktuell 4,36 Prozent ist der Anteil von Forward-Darlehen gegenwärtig verschwindend gering.

Die Nachteile dieser Forward-Darlehen bestehen in der Abnahmeverpflichtung, dieses Darlehen abzunehmen, sowie im Zinsaufschlag zwischen Abschluss und Auszahlung. Für die Bereitstellung des Forward-Darlehens zu günstigen Zinsen wird ein Zinsaufschlag erhoben. Im Gegensatz dazu wächst der Anteil von regulären Annuitätendarlehen ohne Aufschlag für die Zinssicherung. Er liegt aktuell bei 83,46 Prozent.

Darlehensnehmer sollten sich trotzdem frühzeitig über die Konditionen für die Anschlussfinanzierung informieren. So können sie alle Möglichkeiten ausschöpfen. Oft wissen Darlehensnehmer nicht, dass sie einen bestehenden Darlehensvertrag nach 10 Jahren Laufzeit kündigen können. Das ist auch bei einer längeren Zinsbindung möglich. Mit einer günstigen Anschlussfinanzierung können sich die Kreditnehmer bessere Konditionen sichern.

Immer häufiger werden für die Immobiliensanierung und die Baufinanzierung staatlich geförderte Kredite der KfW genutzt. Mit aktuell 8,22 Prozent war der Anteil seit Ende 2016 nicht mehr so hoch.